Musikverein Roggenbeuren e.V.

Musikverein Roggenbeuren

Chronik


Im Januar 1913 machten sich eine kleine Gruppe Männer aus Urnau mit ihren Blasinstrumenten auf, um sich im Ortsteil Fuchstobel in der Wirtschaft von Bernhard Spenninger zu treffen. Dies war wohl die Geburtsstunde der Musikgesellschaft Urnau, aus der dann der Musikverein Roggenbeuren hervorging. Der konkrete Anlass für diese Zusammenkunft könnte der bevorstehende Auftritt der Musikkapelle am 25. Januar 1913 in Urnau gewesen sein. Denn an diesem Tag fand in Urnau, veranstaltet durch den Krieger- und Militärverein Urnau-Roggenbeuren und der freiwilligen Sanitätskolonne des Deggenhausertals, ein Fest anlässlich des Geburtstages Kaiser Wilhelms statt. So spielte die damals noch kleine Musikerschar vermutlich beim Frühschoppen und Festbankett. Der Zeitungsartikel im „ Salemer Bote“ vom 25. Januar 1913 endet mit dem Satz: „ Der jungen aufstrebenden Musik wurde nur Lob gespendet.“

Dies war der Beginn des Musikvereins Roggenbeuren, der dank dieser unterhaltungsfreudigen Männer mittlerweile auf eine bemerkenswerte Geschichte zurückblicken kann. Während im Gründungsjahr etwa 10 Männer die Kapelle bildete, verfügt der Verein heute, nach Höhen und Tiefen, über 97 aktive und 268 passive Mitglieder und hat sich im Laufe der Jahre auch im Ausland einen besonderen Ruf erworben.

Unsere Kapelle im Jahre 1934.
Musikverein 1934

Die Gründungskapelle entwickelte sich bald zu einer beliebten Tanzkapelle. Ein Tanzabend kostete damals 20 Pfennig, ein kleines Vermögen, das die Leute aber gerne investierten. Jäh unterbrochen wurde der Aufstieg der Kapelle durch den Ersten Weltkrieg, bei dem zwei Kameraden ihr Leben verloren. Doch die verbliebenen Musikanten ließen sich nicht unterkriegen, suchten neue Mitglieder und spielten schon bald nach Kriegsende wieder auf. Dank der Goldenen Zwanziger Jahre entwickelten sie sich musikalisch weiter und so konnten die Musikanten aus Roggenbeuren und Urnau erste Preise in Wertungsspielen erringen.

Im Januar 1935 wurde die Musikgesellschaft in einen Verein umgewandelt. Es fanden erstmals Vorstandschaftswahlen statt und zum Gründungsfest wurde eine neue Uniform angeschafft. Dies war nur möglich, über die Aufnahme eines Kredits und die Bürgschaft der Ausschussmitglieder. Allerdings waren die Belastungen so hoch, dass der Verein die neu besorgten Uniform-Röcke schweren Herzens an den Musikverein Homberg verkaufen musste. Zu Beginn des Jahres 1936 zählte der Musikverein Roggenbeuren 17 aktive und 108 passive Mitglieder. Doch sollte der nächste Einschnitt nahen, denn im Dritten Reich war es unmöglich, aktive Vereinsarbeit zu leisten.

Der Neubeginn im Jahr 1946 gestaltete sich problematisch: Die Neugründung der Musikkapelle im besetzten Gebiet Deutschlands war ein hartes, bürokratisches Unterfangen, so dass diese erst am 20.12.1947 vollzogen werden konnte. Als Probelokal musste man einen Notbehelf finden, über fünf Jahre nutzte man die gute Stube eines Posaunisten in Roggenbeuren. Schwierig war auch die Beschaffung von Instrumenten. Neben Bargeld waren vor allem Lebensmittel wie Butter oder Kartoffeln begehrte Zahlungsmittel und so bezahlte man 1948 für einen Kaiserbass 20 RM in bar plus 100 RM in Form von Lebensmitteln. Doch die Mühen wurden belohnt, der Veranstaltungskalender füllte sich, finanziell ging es aufwärts und so konnte man bereits im Oktober 1948 den ersten Ausflug auf den Feldberg unternehmen.
Unter der Dirigentschaft von Emil Heusel (1953-1967) konnte sich die Kapelle erfolgreich weiterentwickeln: Zahlreiche Einladungen zu Bezirks- und Verbandsmusikfesten erfolgten, es wurden Doppelkonzerte abgehalten und an Wertungsspielen teilgenommen. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Kapelle etwa zwanzig Mitglieder. Ihre Beliebtheit und die Freude am Musizieren veranlassten einige Mitglieder dazu, 1960 die Trachtenkapelle Roggenbeuren zu gründen, die fortan als beliebte Tanzkapelle im Dauereinsatz war.

Als Bruno Baumgartner im Jahr 1968 das Dirigentenamt für 30 Musikanten übernahm, begann eine neue Ära, die über 30 Jahre andauern sollte. Neben den vielen Terminen der Kapelle vor Ort und in der näheren und weiteren Umgebung erfolgten diverse Konzertreisen: Nach Amerika, Spanien und Japan. 1983 wurde anlässlich der ersten Reise nach Amerika, bei der die Kapelle bei der Steuben-Parade teilnehmen sollte, eine neue Uniform beschafft: Schwarze Kniebundhosen, weißes Hemd, rote Weste. Dieses unverwechselbare Auftreten steht seither für den Musikverein Roggenbeuren. An dreizehn Kreuzfahrten nahm der Verein als Bordkapelle teil. Es waren unvergessliche, erlebnisreiche Jahre. Auch die Teilnahme an der „Grünen Woche“ in Berlin gehörte oft zum Jahresprogramm. Dem hohen persönlichen Maß an Engagement von Bruno Baumgartner war es zu verdanken, dass sich das Niveau des Vereins stets weiterentwickelte. So kümmerte er sich eigenhändig um die Ausbildung der Jungmusikanten und er legte auch stets großen Wert auf Kameradschaft und Teamgeist.

1987 wurde der Name des Musikvereins in Musikverein Roggenbeuren e.V. geändert. Für Diskussionsstoff sorgte Anfang der 90er die Frage, weibliche Mitglieder aufzunehmen. Doch auch hier ging der Dirigent mit der Zeit und seither bilden Frauen einen wichtigen nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil im Vereinsleben.

Als im Jahr 2000 Wilfried Keßler den Dirigentenstab von Bruno Baumgartner übernahm, konnte er auf eine hochmotivierte und bestens ausgestattete Gruppe von 60 Musikanten und Musikantinnen blicken. Unter ihm wurden neue musikalische Akzente gesetzt. Die Kapelle folgte engagiert den hohen Anforderungen ihres Dirigenten und konnte so das Leistungsniveau steigern. Der Südkurier ehrte sie in der Sonderserie „Vereine“ als die im Verbreitungsgebiet Südschwarzwald, Baar und Bodensee am weitesten gereiste Kapelle.

Unsere Kapelle im Jahre 2013
Musikverein heute

2012 gab Wilfried Keßler den Dirigentenstab an Herbert Mayer ab. Dieser wiederum wurde im Jahr 2017 von Milan Nemec abgelöst. Momentan zählt der Musikverein 97 aktive Musikanten, davon sind 30 in Ausbildung. Insgesamt gibt es 268 passive Mitglieder. Höhepunkte des Jahres waren und sind das vereinseigene zweitägige Sommerfest und das „Festliche Bläserkonzert“ in der Pfarrkirche Untersiggingen, das immer am 4. Advent stattfindet. Musikreisen zu befreundeten Kapellen nach Kröv an der Mosel oder nach Tramin in Südtirol bestimmen außerdem den Terminplan.